Manualtherapie für Pferde
Florian Fischer
Manualtherapie mit Sinn und Verstand
Anamnese und Evaluierung
Manuelle Behandlung
Arbeit mit dem Nervensystem
Welche „Geschichte“ hat Ihr Pferd? Welche Schwierigkeiten bestehen, und wo „zwickt“ es aktuell? Wir klären, an welchen Themen gearbeitet werden soll, was kurzfristig möglich ist, und welche Ziele mittel- und langfristig erreicht werden können. Außerdem besprechen wir, was Sie selbst tun können, um Ihr Pferd zu unterstützen.
Der Verlauf der Behandlung wird von den Reaktionen Ihres Pferdes geprägt. Ein Blinzeln, Gewichtsverlagerungen oder ein Gähnen zeigen, wo Blockaden sitzen und wann das Pferd sie löst. Auf diese Signale nicht nur zu achten, sondern die Behandlung darauf aufzubauen, ist der Kern der Masterson Method® und die Grundlage meiner manualtherapeutischen Praxis.
Wann macht eine Behandlung Sinn?
Der Klassiker sind unklare Lahmheiten. Das Pferd läuft verhalten oder klemmig, ist tierärztlich aber ohne Befund. Nichts ist dick oder warm. Hier ist eine Behandlung angezeigt. Ebenso bei Berührungsempfindlichkeit beim Putzen, bei Gurtzwang, Problemen bei Biegung und Stellung oder allgemeiner Bewegungsunlust. Außerdem ist eine Therapie nach überstandenen Verletzungen sinnvoll, um alte Kompensationsmuster aufzulösen, sowie nach Zahnbehandlungen.
Zur Vorbereitung auf Turniere oder einfach zur Prophylaxe. Aufgrund der Händigkeit — Pferde haben ein starkes Vorder- und ein auf der Diagonalen liegendes starkes Hinterbein — kommt es immer zu asymmetrischen Spannungsmustern und damit früher oder später zu „unrunden“ Bewegungsabläufen. Das Ziel der korrekten Ausbildung besteht darin, Pferde in Balance zu bringen oder anders: die Händigkeit auszugleichen und das Anheben des Brustkorbs zu ermöglichen.
Manuelle Therapie kann helfen, Ungleichgewichte der Muskulatur aufzuheben, damit sie im Training wieder gleichmäßig angesprochen und ausgebildet werden kann.
Die Arbeit mit dem Nervensystem der Pferde empfiehlt sich darüber hinaus für sehr sensible oder traumatisierte Pferde. Durch das Einbeziehen der Reaktionen der Pferde merken sie, dass sie in der Behandlung etwas zu sagen haben, dass nichts gegen ihren Widerstand geschieht. Das unterscheidet diesen Ansatz von Schulen, die eher Wert auf Endgradigkeit — also das vollständige Durchbewegen von Gelenken — legen. Ein Verfahren, auf das Pferde oft mit Abwehr oder Widerstand reagieren.
Behandlungsablauf
Alles beginnt mit der Evaluierung
Ich schaue zuerst, wo es in der Muskulatur „zwickt“, welche Bereiche das Pferd schützt, wo es Bewegungseinschränkungen gibt und wie das Pferd „dasteht“. Die Art, wie sich das Pferd selbst trägt, wie es steht, gibt bereits erste Hinweise auf mögliche Spannungsmuster. Auf die Evaluierung folgen immer leichte Faszientechniken. Hier ist das Ziel, erste Verspannungen zu lösen, außerdem lernt das Pferd, dass seine Reaktionen in die Behandlung einbezogen werden. Das ist wichtig, um Vertrauen zu etablieren. Von hier aus kann die Behandlung verschiedene Richtungen einschlagen. Meiner Erfahrung nach liegt die Aufnahmegrenze der Pferde bei 90 bis 120 Minuten; manchmal etwas darüber, manchmal etwas darunter. Die Behandlung selbst besteht aus Bewegungs- und Faszientechniken. Die Faszientechniken sind meistens Berührungstechniken, manchmal, eher selten, verwende ich Nadeln, je nach Pferd. Behandelt wird immer das gesamte Pferd. Vorhand, Hinterhand, Mittelhand. Allerdings mit Schwerpunktsetzung, je nach Beschwerde oder Auffälligkeit.
Nach der Behandlung
Pferde sind Bewegungstiere. Das gilt auch und besonders nach der Behandlung. Das Pferd sollte sich nach der Behandlung bewegen dürfen. Erst dann hat es die Möglichkeit zu erfahren, dass etwas anders ist, erst dann spürt es, dass Blockaden und Verspannungen weg sind. Erst dann kann es neue Bewegungsmuster lernen und die Muskulatur neu programmieren. Ich halte deswegen nichts davon, Pferde nach der Behandlung nicht oder nur eingeschränkt zu bewegen. Leichte Bewegung in allen Grundgangarten ist nie verkehrt. Es sei denn, es liegt wirklich etwas im Argen, akute Verletzungen, Sehnenschaden und dergleichen. Aber das sind auch Fälle für den Tierarzt, nicht für den Manualtherapeuten.
Chronische Spannungsmuster
Ebenfalls wichtig ist es, chronische Spannungsmuster aufgrund von Fehlbelastungen regelmäßig zu adressieren. Das muss nicht immer im Rahmen einer Behandlung sein. Mein Ansatz ist eher, Besitzern gezielte, auf die Bedürfnisse des Pferdes abgestimmte Übungen mitzugeben, die in den Alltag integriert werden können. Egal, wie gut der Behandler ist, viele Dinge bekommt man nicht durch die einmalige, professionelle Durchführung in den Griff, sondern durch regelmäßige Anwendungen, die jeder lernen kann.
Ich arbeite mit dem Pferd und nicht nur am Pferd.